Gesammelte Werke - Band 6b

GUSTAV SIEWERTH
ERZIEHUNGSRELEVANTE WESENSZÜGE UND EIGENSCHAFTEN DER MENSCHLICHEN PERSON

  • ISBN 978-3-938885-08-6
  • Erschienen Dezember 2017
  • Hardcover mit Schutzumschlag
  • 532 Seiten
  • Herausgegeben von Prof. DDr. Markus Enders
  • Verlag: Gustav-Siewerth-Gesellschaft

KURZBESCHREIBUNG

Der vorliegende zweite Band der Pädagogischen und Anthropologischen Schriften Gustav Siewerths präsentiert mit den erziehungsrelevanten anthropologischen Grundtexten Gustav Siewerths die theoretische Fundierung seiner Philosophie der Erziehung. Er besitzt folgende inhaltliche bzw. konzeptionelle Gliederung: Der erste, mit großem Abstand umfangreichste inhaltliche Teilbereich dieses Bandes ist den anthropologischen Grundlagen der Pädagogik Gustav Siewerths gewidmet. Diese umfassen gründlich ausgearbeitete und tiefschürfende Texte erstens zur Personalität, Leiblichkeit und sprachlichen Natur des Menschen; zweitens zur Geschichtlichkeit und drittens zur Freiheit, Verantwortung und Sterblichkeit bzw. Unsterblichkeit des Menschen; viertens Texte zum Verständnis des menschlichen Gewissens und seiner Bildung als einem anthropologischen und insbesondere erziehungsrelevanten Grundphänomen; und schließlich fünftens Texte zum Verständnis von Reife und Begabung des heranwachsenden jungen Menschen, die für dessen Erziehung höchst bedeutsame Faktoren darstellen.

Der zweite inhaltliche Teilbereich besteht aus Texten zur Erziehungsrelevanz kulturanthropologischer Faktoren wie etwa der menschlichen Arbeit, dem Sinn und Wesen der Technik sowie den Medien als Herausforderung und Chance. Gerade in Bezug auf Medien und Technik könnte man leicht dem Vorurteil anheimfallen, dass Siewerth diese Faktoren nicht hinreichend beurteilen und bewerten konnte, weil seine Zeit nicht die unsere, nicht die heutige Zeit war, deren mediale Revolution insbesondere im Bereich der sozialen Kommunikation er nicht voraussehen und wissen konnte. Doch dieser Anschein trügt. Denn seine Ausführungen zu den Herausforderungen und Chancen der Medien besitzen einen so grundsätzlichen und allgemeingültigen Charakter, dass sie auch und gerade für die besonderen Chancen und Gefahren des Medienkonsums in unserer Gegenwart von größter Bedeutsamkeit sind.

Die im dritten inhaltlichen Teilbereich vereinigten Texte sind thematisch anderen erziehungsrelevanten Faktoren gewidmet: Der erzieherischen Verantwortung von Elternschaft und Familie; dem Wesen des Wohnens und seiner Bedeutung für die Erziehung; der Freizeit als Gabe und Aufgabe sowie der Liebe und ihrem Erkalten – einem sozialen Phänomen, das in unserer Zeit an Brisanz und Aktualität leider noch erheblich hinzugewonnen hat.

Alle diese Texte weisen ihren Autor nicht nur als einen die Wesensnatur des Menschen mit seinem ungeheuer tiefschürfenden philosophischen Scharfsinn ergründenden theoretischen, insbesondere metaphysischen, Denker, sondern auch als einen ungemein menschenfreundlichen und erfahrenen, weise gewordenen Pädagogen aus, dem nichts Menschliches fremd und verborgen geblieben ist – weder die bewundernswerten und staunenerregenden geistigen und seelischen Höhen und Schöpfungen noch die bemitleidenswerten Schwächen und die erschreckenden und schaudererregenden Abgründe des Menschen.

VORWORT DES HERAUSGEBERS

Für den vorliegenden zweiten Band der Pädagogischen und Anthropologischen Schriften Gustav Siewerths habe ich in Abstimmung mit der Leitung der Gustav-Siewerth-Gesellschaft e.V., insbesondere seiner Ersten Vorsitzenden, Frau Irene Joekel-Siewerth, die folgende inhaltliche bzw. konzeptionelle Gliederung vorgenommen: Der erste, mit großem Abstand umfangreichste inhaltliche Teilbereich dieses Bandes ist den anthropologischen Grundlagen der Pädagogik Gustav Siewerths gewidmet. Diese umfassen gründlich ausgearbeitete und tiefschürfende Texte erstens zur Personalität, Leiblichkeit und sprachlichen Natur des Menschen; zweitens zur Geschichtlichkeit und drittens zur Freiheit, Verantwortung und Sterblichkeit bzw. Unsterblichkeit des Menschen; viertens Texte zum Verständnis des menschlichen Gewissens und seiner Bildung als einem anthropologischen und insbesondere erziehungsrelevanten Grundphänomen; und schließlich Texte zum Verständnis von Reife und Begabung des heranwachsenden jungen Menschen, die für dessen Erziehung höchst bedeutsame Faktoren darstellen.

Der zweite inhaltliche Teilbereich besteht aus Texten zur Erziehungsrelevanz kulturanthropologischer Faktoren wie etwa der menschlichen Arbeit, dem Sinn und Wesen der Technik sowie den Medien als Herausforderung und Chance. Gerade in Bezug auf Medien und Technik könnte man leicht dem Vorurteil anheimfallen, dass Siewerth diese Faktoren nicht hinreichend beurteilen und bewerten konnte, weil seine Zeit nicht die unsere, nicht die heutige Zeit war, deren mediale Revolution insbesondere im Bereich der sozialen Kommunikation er nicht voraussehen und wissen konnte. Doch dieser Anschein trügt. Denn seine Ausführungen zu den Herausforderungen und Chancen der Medien besitzen einen so grundsätzlichen und allgemeingültigen Charakter, dass sie auch und gerade für die besonderen Chancen und Gefahren des Medienkonsums in unserer Gegenwart von größter Bedeutsamkeit sind.

Die im dritten inhaltlichen Teilbereich vereinigten Texte sind thematisch anderen erziehungsrelevanten Faktoren gewidmet: Der erzieherischen Verantwortung von Elternschaft und Familie; dem Wesen des Wohnens und seiner Bedeutung für die Erziehung; der Freizeit als Gabe und Aufgabe sowie der Liebe und ihrem Erkalten – einem sozialen Phänomen, das in unserer Zeit an Brisanz und Aktualität leider noch erheblich dazugewonnen hat.

Alle diese Texte weisen ihren Autor nicht nur als einen die Wesensnatur des Menschen mit seinem ungeheuer tiefschürfenden philosophischen Scharfsinn ergründenden theoretischen, insbesondere metaphysischen, Denker, sondern auch als einen ungemein menschenfreundlichen und erfahrenen, weise gewordenen Pädagogen aus, dem nichts Menschliches fremd und verborgen geblieben ist – weder die bewundernswerten und staunenerregenden geistigen und seelischen Höhen und Schöpfungen noch die bemitleidenswerten Schwächen und die er-schreckenden und schaudererregenden Abgründe des Menschen.

Da die hier versammelten und geordneten Texte beinahe vollständig nicht in elektronischer, sondern in gedruckter und sogar zum überwiegenden Teil auch nur in maschinenschriftlicher Form in teilweise sehr disparater Form vorlagen, mussten sie zunächst gesammelt und aufwendig kopiert, dann eingescant und in einem weiteren Arbeitsgang mit der Texterkennungssoftware OCR in das Textverarbeitungsprogramm Word konvertiert werden. Dabei entstehen unvermeidlicherweise Lesefehler, die in einem sorgfältigen manuellen Korrektur-Durchgang durch alle konvertierten Texte beseitigt werden mussten. Gerade dieser letzte Arbeitsgang aber war angesichts des erheblichen Umfangs und auch des inhaltli-chen Schwierigkeitsgrades dieser Texte äußerst anspruchsvoll und entsprechend zeitintensiv. Deshalb gebührt mein erster Dank Frau stud. theol. Elisabeth Rombach als derjenigen studentischen Hilfskraft am Arbeitsbereich Christliche Religionsphilosophie in der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg, die diese aufwendigen und mühsamen lektorierenden Korrekturarbeiten an den Scans der in diesen Band aufgenommenen Texte Gustav Siewerths mit großer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt und einem vorbildlichen Einsatz durchgeführt hat.

Ebenso herzlich danken möchte ich auch Frau Irene Joekel-Siewerth, der Tochter Gustav Siewerths, für ihren ebenfalls unermüdlichen Einsatz beim sorgfältigen Kopieren (und Verschicken) der allermeisten Texte dieses Bandes, damit von diesen Texten konvertierungsfähige Scans angefertigt werden konnten. Für diese Scan-Arbeit und die Konvertierung der Scans in bearbeitungsfähige Word-Dateien wie überhaupt für die sachkundige IT-Betreuung dieses Editionsprojekts möchte ich Herrn cand. theol. Maximilian Gentgen herzlich danken.

Allen Eigentümern an in diesen Band aufgenommenen Texten Gustav Siewerths, die mir für ihre Texte eine Abdruckgenehmigung erteilt haben, möchte ich dafür ausdrücklich danken. Den Letzt-Erscheinungsort und das Letzt-Erscheinungsjahr dieser Texte, die in den meisten, aber nicht in allen Fällen mit ihrem Ersterscheinungsort bzw. Ersterscheinungsjahr zusammenfällt, haben wir im Anhang dieses Bandes eigens zusammengestellt.

Einen ganz besonders herzlichen und tief empfundenen Dank für die Gewährung einer großzügigen finanziellen Förderung dieses Editionsprojekts, ohne welche es nicht hätte realisiert werden können, möchte ich an dieser Stelle sehr gerne den dafür verantwortlichen Repräsentanten des Erzbistums Freiburg, allen voran Herrn Erzbischof Stephan Burger und seinem ehemaligen Bischofsvikar für die Hochschulen und die Hochschulpastoral der Erzdiözese Freiburg, Herrn Dr. Karsten Kreutzer, aussprechen. Diese außerordentlich wohlwollende Förderung der Edition dieses Bandes durch die Erzdiözese Freiburg ist auch deshalb höchst dankens- und begrüßenswert, weil Gustav Siewerth zweifelsohne zu den geistig bedeutendsten Repräsentanten einer kirchlich gesinnten und engagierten Katholizität im 20. Jahrhundert im Erzbistum Freiburg gehörte. Die eindeutige Ausrichtung des philosophischen Denkens Gustav Siewerths ist die einer christlichen Philosophie, die im Lichte des christlichen, bei Siewerth genauer des katholischen, Glaubens Mensch, Welt und Gott mit philosophischen Erkenntnismitteln untersucht und deutet. Seit 1955 hat Gustav Siewerth während seiner Tätigkeit als Gründungsrektor der Pädagogischen Akademie in Aachen und dann auch als Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule in Freiburg im Breisgau seine gesamte vorlesungsfreie Zeit in seinem Eigenheim in St. Blasien im Schwarzwald verbracht, um an diesem ruhigen Ort seine Forschungsarbeiten durchführen zu können. Dort hat er regelmäßig seinen engsten Schülerkreis zu intensiven gemeinsamen Studien und Gesprächen empfangen. Zu diesem Schülerkreis gehörte auch der emeritierte Bischof von Mainz und langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, der sich dem Denken Gustav Siewerths eng verbunden weiß. Ein geistiger Freund, Wegbegleiter und intensiver Gesprächspartner Siewerths, der ihn in St. Blasien öfters besuchte, war auch der herausragende katholische Theologe Hans Urs von Balthasar. Dessen umfangreicher Briefwechsel mit Gustav Siewerth aus den Jahren 1954 bis 1963 ist 2005 veröffentlicht worden. In seiner geistigen Heimat in Freiburg im Breisgau fand Gustav Siewerth daher auch seine letzte Ruhestätte. Sein Grab befindet sich heute noch auf dem Bergäcker-Friedhof in Freiburg.

Dieser Band präsentiert mit den erziehungsrelevanten anthropologischen Grundtexten Gustav Siewerths die theoretische Fundierung seiner Philosophie der Erziehung. Deren vielfältige, konkretisierende Praxis-Bezüge insbesondere im schulischen Erziehungs- und im hochschulischen Bildungsbereich sollen im dritten und letzten Band der Pädagogischen und Anthropologischen Schriften Gustav Siewerths zusammengefasst werden, dessen Edition sich in Vorbereitung befindet. Mit dem ersten und dem vorliegenden zweiten Band seiner Pädagogischen und Anthropologischen Schriften hoffen wir das geistige Erbe Gustav Siewerths in einem zentralen Bereich und Anliegen seines Schaffens, nämlich seiner Grundlegung und Ausdifferenzierung des christlichen Menschenbildes und einer auf ihm beruhenden christlichen Metaphysik der Erziehung und Bildung des Menschen, vorgestellt und zugänglich gemacht zu haben. Mögen die wahren Schätze für eine humanisierende Bildung und Erziehung des Menschen, die in den hier vorgelegten Texten auf ihre Entdeckung warten, möglichst viele interessierte und wohlwollende Leser finden, die in der Bildung und Erziehung junger und heranwachsender Menschen aus dem Geist des Christentums einen Wert sehen, für dessen Erhaltung und weitere Entwicklung um des Menschen willen es sich zu mühen und notfalls auch zu kämpfen lohnt.

Freiburg im Breisgau, den 2. September 2017

Markus Enders

INHALT

    A. Anthropologische Grundlagen

  • I. Personalität, Leiblichkeit und Sprachlichkeit des Menschen
    1. Person und moderner Individualismus
    2. Der Mensch und sein Leib
    3. Philosophie der Sprache
  • II. Geschichtlichkeit des Menschen
    1. Wesen und Bildungskraft der Geschichte
    2. Das Kind und die Geschichte
  • III. Freiheit, Verantwortung und (Un-)Sterblichkeit des Menschen
    1. Die Grenzen der Freiheit und die Verantwortung des Menschen
    2. Über das Wunderbare
    3. Flucht vor Entscheidung und Besinnung
    4. Der Triumph der Verzweiflung
    5. Tod und Unsterblichkeit
    6. Kausalität und Freiheit des Menschen
  • IV. Gewissen und Gewissensbildung des Menschen
    1. Vom Wesen des Kindes und von der Bildung seines Gewissens
    2. Grundsätzliches zur Frage nach der Bildung des Gewissens
    3. Das Gewissen als sittliches Urwissen (syntheresis) und seine Bildung
    4. Das Gewissen als conscientia und seine Bildung
  • V. Reife und Begabung des Menschen
    1. Reife und Begabung in metaphysischer Sicht und Bedeutung
    2. Auszeichnende Charaktere des Reifens

B. Kulturanthropologische Faktoren

  1. Der Mensch und seine Kultur
  2. Vom Fluch und Segen der Arbeit
  3. Die schwarzen Engel und der Mensch. Vom Sinn und Wesen der Technik
  4. Die Medien als Herausforderung und Chance

C. Zur Erziehungsrelevanz anthropologischer Faktoren

  1. Zur erzieherischen Verantwortung von Elternschaft und Familie
  2. Von der Einheit der Liebe und ihrem Erkalten in unserer Zeit
  3. Das Wesen des Wohnens und seine Bedeutung für die Erziehung
  4. Die Freizeit als Gabe und Aufgabe
  5. Kritisches zur westlichen Lebensordnung

Verzeichnis der Erst- bzw. Letztveröffentlichungen bereits publizierter Texte